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Die unsichtbaren Probleme von “Hybrid” – und wie Sie sie lösen

Es scheint eine Lösung für Online-Event-Probleme "die Referenten, die setzen wir auf Hocker und filmen Sie ab, dann brauchen die sich gar nicht mit der Technik zu beschäftigen". Warum das leider a) nicht stimmt und b) weitere große Probleme mit sich bringt und c) was die Lösung ist, beschreiben wir hier.

Warum? Das, die Lösung und das Thema Lanz-Show gehen wir hier an:


Vorab noch eins: VOXR ist als Handy-Interaktions- und Informations-Tool das perfekte Tool um die Nachteile von Hybrid-Events auszugleichen und die getrennten Gemeinschaften wenigstens ein bisschen noch zusammenzuhalten. Wir hätten also eigentlich ein wirtschaftliches Interesse daran, dass möglichst viele Veranstalter Hybrid Events machen. Aber so ticken wir nicht.

Starten wir mit:

1. Komplexität, kosten und Risiko bei Hybrid

Wie viel (Mehr-) Aufwand Hybrid ist, kann man sich wirklich erst vorstellen, wenn man es mal gemacht hat.

Als Fernseh-Live-Reporter und Moderator habe ich das in der Vergangenheit häufig live (mit-)gemacht und gesehen, dass Hybrid-Veranstaltungen immer im Prinzip zwei Veranstaltungen sind, die man managen muss, statt einer. Die Komplexität aber ist nicht doppelt, sondern zigfach, weil sich die Kommunikationspunkte multiplizieren.

Heute kommt aber hinzu, dass der Hauptaufwand nicht in dem Online-Teil steckt, sondern in der zusätzlichen Off-line-Produktion am Real-Ort. 

Dabei wäre es soooo viel einfacher ein reines Online-Event zu machen:


HYBRID-EVENT

REIN Online

Technik

Mindestens 3 externe Kameras. 2 externe Mikrofone, bei Podien pro TN eines. Video-Mischer, Audio-Mischer. Streaming Einheit. 

Keine extra Technik nötig, es reichen PCs.

Location nötig?

Ja

Nein

Personal nötig?

Mindestens zwei: 1 * Techniker, 1 * "Betreuung"

Nein

Briefing

Muss zusätzlich erfolgen und speziell für die Hybridsituation. Sowohl Moderator Online als auch (ggf) Moderator offline, als auch Referenten

Alle bekommen dasselbe sehr gute, oft getestete Briefing, das klares Funktionieren sichergestellt

Kosten

Technik, Personal, Streaming keinesfalls unter 5000 € eher 20.000 € Zusatzkosten

Wenn die Teilnehmer Online hinzukommen erzeugen Sie
 0 € Zusatzkosten

Komplexität

Weit mehr als doppelt so hoch wie bei reinen Online Veranstaltungen

Weniger als bei Off-Line Veranstaltungen

2. Negative Community und Netzwerk-Effekte

Es wird immer wieder vorgebracht, man brauche Hybrid, denn es ginge ja bei der Veranstaltung um's "Netzwerken". Hierzu folgt zunächst einmal bald ein Blogpost, der zeigt: 

"Netzwerken" hat - ebenfalls entgegen dem Hype - tatsächlich gar keinen Wert in sich (!). Was Wert hat, ist das Ergebnis: Das "Netzwerk". Dies entsteht aber nicht nur beim berühmten"Netzwerken", sondern auf vielen anderen Wegen auch, meistens nämlich bei gemeinsamen Projekten oder bei gemeinsamen Workshops auf Veranstaltungen. 

Genau diese gemeinsamen Workshops sind aber gar nicht möglich, wenn man Hybrid macht. Oder nur getrennt. Dann aber so unterschiedlih, dass das kaum zu managen ist, moderativ, da die Gruppen völlig unterschiedlich angesprochen werden müssen. Auch schöne technische Networkinglösungen wie brella.io oder networktables.com kann man Hybrid gar nicht nutzen. 

Das heißt: Hybrid ist für Netzwerken und Community eben kein ZUSATZGEWINN, sondern eine MINUS! Man kann hybrid WENIGER Networking machen, als rein online (!)

Man könnte jetzt noch sagen: "Aber zumindest können doch die Menschen vor-Ort dann "networken"?" 

Während ich diesen Blogpost schreibe (Mai 2020) bedeutet dies, mit wetsas Pech, Netzwerken auf 1,5 Meter Abstand und ggf. mit Masken (?) Risikogruppen werden dabei vermutlich einen Teufel tun, auf Präsenzveranstaltungen zu gehen. Sie fühlen sich also mit Recht noch ausgeschlossener zu fühlen als ohnehin schon.

Und selbst wenn dieses Networken dann gelänge, so hätte man gleichzeit auch eine Mauer durch die Community gezogen. Nämlich die, die sich treffen können und die, die es nicht können. Das ist aus meiner Sicht das genaue Gegenteil von Netzwerken und/oder Community schaffen.

Manchmal hören wir, dass Unternehmen Standorte lokal treffen lassen wollen und diese dann "verschalten". Hier wird dann richtig deutlich, wie das ohnehin schon bestehende Problem von "die in Riesa" und "die in Marburg" durch das Hybride noch verstärkt wird, statt dass sich die Company endlich mal auf Augenhöhe (im wahrsten Sinne des Wortes) begegnet, nämlich all auf gleiche Weise - egal ob online oder offline, aber auf die gleiche Weise.

Bevor wir zum wichtigsten Punkt kommen, der völligen Unterschiedlichkeit der Planeten online und offline Events, hier noch zum Thema Community / Networking der Überblick:


Hybrid-EVENT

REIN Online

Networken unter-einander

Nur mit Vor-Ort-Personen, keine Verbindung zum Rest

Während Corona: 1,5 m Abstand und Masken.

Alle gut durchmischt, jeder kann jeden treffen. Man ist sich sehr nah, optimaler Sound und Sicht.

Networken mit der jeweils sanderen Gruppe

Nein, die "Hybrider" blieben lieber unter sich (mit Maske und auf 1.5 Meter Abstand)

Ja, da es ja gar keine "ander Gruppe" gibt.

Community-Gefühl

Nur innerhalb der Hybrid-Gruppe, allerdings eingeschränkt durch Corona Abstand und Masken

Innerhalb der Online-Gruppe sehr. Wahrnehmung der Hybrid-Gruppe als "die anderen"

Gefahren

Community-Verlust. Wahrnehmung von "Grüppchen", nicht von einer Einheit. Corona: Ansteckungsgefahr von Technikern (Mikrofon-Anklemmen) oder im Verkehr, etc.
Risikogruppen können zu Hybrid nicht kommen.

Keine.

3. Unterschiedlichkeit von Online und Offline:

Wir vermitteln unseren Kunden seit Anfang März zwei Dinge:

  1. Man kann mit Online Events ohne weiteres dieselben Ziele erreichen, wie offline (ja: Inklusive Networken!). 
  2. Aber man muss dies auf komplett andere Weise tun, damit es funktioniert.

Die Unterschiede sind nicht etwa "minimal". Sie sind eher wie die Bedingungen auf zwei Planeten:


Präsenz-Event

Online-event

Möglichkeit für das Publikum,  wegzugehen

Nie. Geschlossene Türen und sozialer "Kleber" sorgen dafür, dass ich bei schon 20 Personen im Saal nicht mehr einfach aufstehe, nur weil es grad etwas langweilig ist.

Jederzeit. Easy. Man sieht es nicht mal, denn ich bleibe eingeloggt und klicke nur weg. Oder mache etwas anderes. Email, WhatsApp, etc.

Impulse jenseits des Speaker-Contents, die mich "dabei halten" - oder mir eine mentale Pause gönnen, nach der ich wieder zuhöre

Viele: Ein unbekannter Raum, andere Menschen (außer dem Speaker) Vorhänge, draußen vor dem Fenster, ModeratorIN, HostESS, etc. Es ist spannend auch wenn es nicht spannend ist.

Keine. Ich sehe den Speaker. (Mit ActiveVirtual360 habe ich wenigstens noch den virtuellen Event-Guide und echtes Q&A.)

Soziale Möglichkeit mit dem Handy zu spielen

Eher verpönt

Kein Problem, sieht ja keiner!

Max Zeit, bis das Gefühl aufkommt: ich MUSS das Handy checken

60 Minuten

11 Minuten (Quelle: hier)

Max Zeit insgesamt

9h selbst wenn es schlecht gemacht ist

4,5h (wenn es wirklich, wirklich gut gemacht ist)

Diese Unterschiedlichkeit sorgt dafür, dass die Inhalte und Darbietungsformen Online und Offline VÖLLIG anders sein müssen

Es gibt keine Inhalte, die On- und Offline genauso Teilnehmer "dranhalten" (von der Rede des CEOs oder der Kanzlerin vielleicht abgesehen, diese Personen gehen aber ja nach Ihrer Rede ). 

Inhalte sind eben entweder für Online oder für Offline gemacht. Und das heißt bei Hybrid-Events, dass man zwingend den jeweils anderen Teil der Teilnehmer verliert - mindestens gedanklich, online aber sogar tatsächlich (!)

Fazit:  Aus den 3 o.g. Gründen: Riesiger Aufwand und Kosten, negative Effekte auf Networking und Community, sowie inhärente Unvereinbarkeit der Formate passen on- und offline nicht zusammen. 



4. Die erste Lösung:

Der häufigste Grund, warum man trotz der mehrere Seiten füllenden Probleme dennoch Hybrid-Events machen will ist: 

"Meine Referenten können keine Online-Video-Konferenz".

Erstens: Das galt vielleicht Anfang März 2020. Aber jetzt? Ein Referent, der noch nie in einem Zoom, Skype, Teams, GotoWebinar, Bluejeans, etc. Call gesessen hat, steht in dringendem Verdacht, kein guter Referent für Ihr Event zu sein. Die Kanzlerin, alle Parteivorsitzenden, jeder CEO, alle Staatssekretäre, Wissenschaftler, etc. pp. Sie ALLE waren in Video-Calls. 

Zweitens: Nehmen wir dennoch den absoluten Worst Case an, also, null Erfahrung mit Video Calls, ein Leben komplett außerhalb der Realität der letzten Monate: Als Fernseh-Live-Reporter und Moderator kann ich Ihnen versichern: In diesem Fall braucht ein Hybrid "Live-Kamera-Setting" exakt so viel Betreuung, wie es braucht, den Menschen vor einen von Ihnen fix und fertig eingerichteten Rechner zu setzen. 

Wenn es den unwahrscheinlichen wirklichen Worst Case gibt, dann stellen Sie dem Referenten jemanden zur Seite. Wo Sie das machen, ist egal. Das kann bei Ihnen sein, oder beim Referenten oder noch woanders.

4 b) Die zweite Lösung

Wenn Ihr Sponsor (oder Chef) zwingend eine Online-Veranstaltung mit ein paar Menschen will (mehr werden es nicht sein, unter Corona), dann machen Sie etwas wirklich Innovatives: 

Ein Hybrid-Event, bei dem nicht die Online-Zuschauern dem gähnend langsamen Offline-Treiben zuschauen, sondern umgekehrt: 

Sie laden die Offline-Zuschauer ein, live und vor Ort bei der Produktion eines Online-Events zuzuschauen (!)

--> Ein Public Viewing! Produziert und gesendet wird für Online, denn dabei muss der Inhalt viel interaktiver und viel zackiger sein. Aber geguckt wir auch in einer Location. Denn man hält als Offline-Zuschauer das kurzweilige Online-Format gut aus - aber nicht umgekehrt. 

Und den Minister?

Den lassen Sie vor Sende-Beginn schon kurz Offline sprechen. Und dann geht er nach Backstage vor einen Rechner, um am Online-Event teilzunehmen und per Leinwand wieder zum Offline-Publikum zurück-zu-kehren.

Wohlgemerkt: Das ist keine Empfehlung, denn Sie investieren immer noch völlig unnötig in Location, Verwaltung, Catering, etc. 

Aber wenn es wirklich nicht anders geht. Machen Sie:

--> Reverse-Hybrid aka Public Viewing 
--> Produzieren Sie für Online, und zeigen Sie das Online-Event über Leinwände und Monitoren den Offlline Zuschauern mit Sekt und Häppchen. UND: Binden Sie die Offline-Zuschauer natürlich ebenfalls mit VOXR voll mit ein! Aber mit Fokus auf die Online-Zuschauer, die so unendlich viel schwerer "dran zu halten" sind. 

5. Die Lanzfalle

Q: "Aber, wäre so eine Talk-Runde wie bei Lanz nicht "irgendwie professioneller?"

A: Damit Lanz so aussieht wie Lanz braucht es keinen Feld-, Wald und Wiesen Dienstleister. Damit es so aussieht, braucht es eine Studio-Crew von nicht unter 10 Personen (ohne Lanz, ohne Referenten) und 8 Kameras. Oh - und 10 Jahre Praxis, die Sendung zu fahren, fast jeden Tag. Wenn Sie diese Bedingungen haben, kann es so aussehen wie bei Lanz.

Es kommt aber etwas hinzu: Die Leute schalten Sie aber gar nicht ein, um Lanz zu gucken. Die Leute schalten Sie ein, weil Sie mehrwertige Inhalte wollen, oder eine Wahl abhalten. Lanz läuft nebenbei und wenn ich einschlafe, ist es mir grad recht. Wollen Sie so ein Nebenbei-Medium für Ihre Teilnehmer sein, oder haben Sie wichtige Inhalte?

Tim Schlüter

TV-, Event- und Online-Moderator Tim Schlüter ist Gründer der mehrfach preisgekrönten deutschen Interaktionssoftware VOXR. Seit 2015 berät er u.a. 30% aller DAX Unternehmen, Ministerien und den Mittelstand zu interaktivem Event-Design. Er arbeitet seit 2002 mit Remote-Live-Video, seit 2015 mit Onine-Live-Video und moderiert seit 2018 einen Online-Unternehmerclub. Am 13. März 2020 hat er das erste vollständige und kopierbare Online-Event-Format mit strategischer Interaktion und Face-to-Face Austausch vorgelegt. Aus diesem Konzept wurde "ActiveVirtual", das bereits 13 Mal für Groß-Events zum Einsatz kam - und darüber hinaus in dutzenden Webinaren. Er hat in eigenen interaktiven Kurz-Trainings die Methode bereits hunderten Teilnehmern vermittelt.

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